Für die meisten Menschen stellen die Kosten nach wie vor die primäre Entscheidungsbasis für oder gegen ein Transportmittel dar. Hier herrscht oft Unwissenheit über das Einsparungspotenzial, das mit nachhaltigen Alternativen zum privaten PKW verbunden ist. Was kostet ein Mittelklassewagen pro Monat, wenn ich alle direkten und indirekten Kosten berücksichtige? Diese Frage ist auch für Arbeitgeber relevant: Ein Unternehmen, das seiner Belegschaft diese Einsparungen bewusst macht und – vor allem – auch ermöglicht, wird als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen und profitiert davon langfristig
Die monatlichen Kosten eines Mittelklassewagens
Autobesitzer:innen wenden direkt und indirekt einen hohen 3-stelligen Betrag pro Monat für ihren PKW auf (Deutschland 838 €, Österreich 940 €, Schweiz 1.138 €). Dieser Betrag berücksichtigt Treibstoff, Steuern, Reparaturen, Wertverlust und Instandhaltung. Dieser Berechnung liegt ein neuer Mittelklassewagen zu Grunde. Neuwagen verlieren über die Zeit stark an Wert. Besitzer:innen von Gebrauchtwagen kommen günstiger über die Runden. Nichtsdestotrotz unterschätzen auch sie die monatlichen Kosten ihres Autos.
Weniger Autofahren = geringere Kosten: So viel Geld können Sie über’s Jahr sparen
Pendeln ist eine sehr individuelle Routine und Menschen treffen ihre Transportmittelentscheidungen auf sehr unterschiedliche Weise. Die damit verbundenen Kosten sind daher auch sehr unterschiedlich. Nichtsdestotrotz liefern wir Ihnen hier eine Annäherung an das jährliche Einsparungspotenzial, wenn man das private Auto stehen lässt und stattdessen eine Fahrgemeinschaft nutzt.
Die durchschnittliche Pendeldistanz in Österreich in eine Richtung beträgt 27 Kilometer. Die Anzahl der Werktage abzüglich Urlaub ergibt grob 225 Tage, an denen man tatsächlich arbeitet. Falls man ausschließlich mit dem PKW in die Arbeit pendelt, und zwar alleine, kommt man auf eine zurückgelegte Pendelstrecke in Höhe von über 12.000 Kilometer pro Jahr. Alleine die damit verbundenen Spritkosten belaufen sich auf über 1.600 €.
Teil dieser Berechnung sind ein Verbrauch von 7,5 Liter/100km und ein Spritpreis von 1,83 € pro Liter (siehe Tabelle), was laut der Europäischen Kommission dem EU-Durchschnitt von 2022 entspricht.

Angenommen man findet eine nette Kollegin bzw. einen netten Kollegen in der Arbeit, mit der/dem man eine Fahrgemeinschaft gründet und die Kosten 50:50 teilt. Die Ersparnis beläuft sich dann auf satte 800 € pro Jahr. Alle Achtung! Auch die Häufigkeit von Reparaturen und die damit verbundenen Kosten würden abnehmen, außer man überkompensiert die Einsparung mit ausufernden Roadtrips am Wochenende.
Das ist die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Wie realistisch ist es, sich tatsächlich so viel Geld einzusparen?
Realitätscheck #1: Erledigungen vor oder nach der Arbeit machen Fahrgemeinschaften einen Strich durch die Rechnung
Es ist nun mal so, dass der tägliche Arbeitsweg nicht immer von zuhause direkt in’s Büro führt. Möglicherweise werden Kinder zur Schule gebracht oder von dort abgeholt. Vielleicht legt man auf dem Nachhauseweg einen Zwischenstopp im Fitnessstudio ein oder erledigt einen schnellen Einkauf. So etwas nennt man Wegekette. Ein privater PKW ermöglicht ein gewisses Maß an Flexibilität, Unabhängigkeit und Komfort, während man solche Wegeketten abklappert. Dadurch erscheint ein Umstieg auf alternative Verkehrsmittel wie z.B. eine Fahrgemeinschaft schwierig.
Mit der richtigen Organisation und guter Kommunikation lässt sich nichtsdestotrotz eine Fahrgemeinschaft als Routine in den Alltag integrieren. Aufbauend auf unser vorangegangenes Rechenbeispiel nehmen wir nun an, dass nicht an 5 sondern an 3 Werktagen pro Woche eine Fahrgemeinschaft zustande kommt. Die Treibstoff-Einsparung pro Person und Jahr reduziert sich demnach von 800 € auf 500 €, immer noch ein stattlicher Betrag.
Gut, das erscheint schon etwas realistischer, aber was, wenn ich mich sowieso oft im Home Office befinde?
Realitätscheck #2: Wenn sich die Alltagsmobilität durch Homeoffice verringert
Für viele Menschen findet der Arbeitsalltag mittlerweile nicht mehr ausschließlich im Büro, sondern auch zuhause statt. Aus einer Studie des Münchner Ifo-Instituts geht hervor, dass österreichische Beschäftigte durchschnittlich 1,3 Tage pro Woche im Homeoffice verbringen (Die Befragten weisen allerdings einen überdurchschnittlich hohen Bildungsgrad auf, wodurch die Studie nicht sehr repräsentativ ist). In Deutschland befinden sich Arbeitnehmer:innen 1,4 Tage und in Italien 1,5 Tage pro Woche im Homeoffice.
Unsere Kalkulation verändert sich also wie folgt: Von 5 Werktagen pro Woche ziehe ich 2 ab, an denen ich die Flexibilität des eigenen Autos für Erledigungen vor oder nach der Arbeit brauche. Weitere 1,3 Tage verbringe ich durchschnittlich im Homeoffice und vermeide den Pendelweg daher von vornherein. Wenn ich die restlichen 1,7 Tage pro Woche per Fahrgemeinschaft zur Arbeit fahre, erspare ich mir immer noch knapp 300 € pro Jahr im Vergleich dazu, wenn ich alle Fahrten alleine zurücklege. Ein passabler Batzen Geld!

Sie fahren keinen Mittelklassewagen? Sind nie im Homeoffice? Machen Sie Ihre eigene Kalkulation!
Der nächste Schritt für Sie, liebe Leserin bzw. lieber Leser, ist, diese Rechnung auf Ihre persönlichen Umstände anzupassen. Dadurch finden Sie heraus, um welchen Betrag Sie Ihre Kosten reduzieren können. Fahren Sie einen SUV? Ist Ihre Pendelstrecke recht lang? Sind Sie selten im Homeoffice? Jackpot, Sie würden sich mit einer Fahrgemeinschaft wohl einen um ein Vielfaches höheren Betrag ersparen, als hier berechnet.
Auf welches Ergebnis kommen Sie? Beziehen Sie weitere Faktoren in die Berechnung ein? Welche Erfahrungen haben Sie mit Fahrgemeinschaften und den damit verbundenen Kosteneinsparungen gemacht? Wir freuen uns, wenn Sie Kontakt mit uns aufnehmen.
Organisationen aller Art und Größe können von nachhaltiger Mobilität wie etwa Fahrgemeinschaften profitieren. Wenn auch Ihr Unternehmen seinen Mitarbeitenden alternative Transportmöglichkeiten bieten möchte, schauen Sie sich gerne diesen Artikel an, in dem es um den Aufbau von betrieblichem Mobilitätsmanagement geht.
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Quellen & Credits
- https://www.leaseplan.com/en-ix/blog/tco/car-cost-index-2021/
- https://www.statistik.at/statistiken/arbeitsmarkt/erwerbstaetigkeit/arbeitsort-und-pendeln
- https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/447056/
- https://www.ifo.de/pressemitteilung/2022-09-16/homeoffice-etabliert-sich-deutschland-mit-14-tagen-pro-woche
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