Mitarbeiterbindung ist mehr als nur ein Schlagwort im heutigen Arbeitsmarkt. In einer Welt, in der die Covid-19-Pandemie die Arbeitsweise radikal verändert hat, ist ein angenehmer Arbeitsweg zu einem der Schlüsselelemente für die Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeitern geworden.
Dieser Artikel beleuchtet, wie innovative Pendellösungen und eine unterstützende Unternehmenskultur die Mitarbeiterbindung stärken und langfristig zum Unternehmenserfolg beitragen können.
Mehr als bloß Gehalt: Faktoren für Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
Eines ist klar: Zufriedene Mitarbeiter:innen neigen dazu, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Personalexpert:innen nennen eine Reihe von Faktoren, die für die Zufriedenheit des Personals ausschlaggebend sind:
In der Vergangenheit wurde das Gehalt als der wichtigste Faktor angesehen. Geld ist jedoch bei weitem nicht das einzige relevante Element. Eine überraschende Umfrage aus dem Jahr 2019 ergab, dass 35 % der Arbeitnehmer:innen eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen würden, wenn sie dafür einen kürzeren, angenehmeren Weg in die Arbeit hätten.
Weitere Faktoren, die die Mitarbeiterbindung und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz beeinflussen, sind:
- Beruflicher Aufstieg und Entwicklungsmöglichkeiten
- die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld
- Wertschätzung und Anerkennung von Kolleg:innen und Vorgesetzten
- Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Die tägliche Fahrt in die Arbeit steht in direktem Zusammenhang mit der “Work-Life-Balance” berufstätiger Personen. Ein beschwerlicher Arbeitsweg wirkt sich negativ auf die Work-Life-Balance aus und verringert die Mitarbeiterzufriedenheit.
Zudem werden Pendelroutinen von der Unternehmenskultur geprägt und hängen vom Verhalten der Arbeitskolleginnen und -kollegen ab. Als soziales Wesen strebt der Mensch nach Anerkennung. Unternehmen erkennen zunehmend, dass nachhaltiges Verhalten honoriert und belohnt werden kann, um die Zufriedenheit in der Belegschaft zu sichern.
Pendeln als Kündigungsgrund: Lehren aus der Pandemie für die Mitarbeiterbindung
Die Covid-19-Pandemie hat das Thema Mitarbeiterbindung im Jahr 2021 ins Rampenlicht katapultiert. Wellen an Kündigungen rollten über die USA hinweg und es dauerte nicht lange, bis auch in Europa reihenweise Arbeitnehmer:innen ihren Job an den Nagel hängten.
Expert:innen haben verschiedene Theorien aufgestellt, um diesen Trend zu erklären. Die Forschung hat gezeigt, dass das Pendeln – und die damit verbundenen Schwierigkeiten – eine der Hauptursachen für diesen weltweiten sogenannten “Big Quit” sind:
- Mehrere Umfragen zwischen 2020 und 2022 stellten einen engen Zusammenhang zwischen pendelbedingtem Stress und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz fest.
- Eine aufsehenerregende Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab, dass 76 % der Londoner und 54 % aller im Vereinigten Königreich ansässigen Arbeitnehmer:innen ihren Job aufgeben würden, wenn sie ihren Arbeitsweg dadurch verbessern könnten.
- Die Umfrage von 2021 ergab auch, dass 34 % der Arbeitssuchenden ein Stellenangebot wegen einem mühsamen Arbeitsweg ablehnen würden.
Aus diesen Forschungsergebnissen lässt sich eine wichtige Lehre ziehen: Arbeitgeber müssen sinnvolle Formen der Pendlerunterstützung anbieten, um bei der Anwerbung und Bindung von Mitarbeiter:innen erfolgreich zu sein.
Gesundheitsrisiken im Kontext der Pendelmobilität
Pendeln hat nicht nur negative Auswirkungen auf das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben, sondern kann auch die Gesundheit beeinträchtigen:
- Autofahrer:innen sind – was man nicht vermuten würde – einer höheren Konzentration an Schadstoffen ausgesetzt als im Freien, weil diese sich im Innern eines PKW akkumulieren.
- Alleinfahren kann auch den Cortisolspiegel erhöhen, ein Stresshormon, das mit einigen Krankheiten und Gesundheitsrisiken in Verbindung gebracht wird.
- Autofahren kann sich aufgrund von Bewegungsmangel negativ auf die Gesundheit auswirken.
Die negativen Auswirkungen langer und beschwerlicher Pendelfahrten auf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer:innen sind ebenfalls gut dokumentiert. Dazu gehören:
- Schlafstörungen
- Getrübtes Gedächtnis und verringerte kognitive Leistungsfähigkeit
- Depressionen und Angstzustände
Strapaziöse Arbeitswege gefährden auch das soziale Leben. Müde und schlecht gelaunte Pendler:innen haben oft keine Lust, sich am Ende eines langen Arbeitstages mit Freunden oder Familienmitgliedern zu treffen. Mit der Zeit kann dies zu Gefühlen der Isolation und Einsamkeit führen.
Wenn Menschen täglich mit diesen Problemen zu kämpfen haben, sehen sie früher oder später den Zusammenhang mit dem Weg in die Arbeit. Ohne eine starke Unterstützung für Pendler:innen oder ohne Pendlervergünstigungen ist es wahrscheinlicher, dass Arbeitgeber ihr Personal verlieren, weil es sich nach anderen Möglichkeiten umsieht – selbst wenn es dafür Lohneinbußen in Kauf nehmen muss.
Nachhaltige Verkehrsmittel: Umsteigen, bitte!
Die Fahrt in die Arbeit ist für gewöhnlich eine Ursache von Stress und ein Gesundheitsrisiko für Pendler:innen. Außerdem wirkt sie sich negativ auf die Umwelt aus.
Untersuchungen zeigen zunehmend, dass Arbeitnehmer:innen für Unternehmen arbeiten wollen, die ihre persönlichen Werte teilen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 ergab, dass 56 % der Arbeitssuchenden kein Jobangebot von Arbeitgebern annehmen würden, dessen Werte nicht mit ihren eigenen übereinstimmen.
Indem sie ihrem Personal nachhaltige Verkehrsmitteln bereitstellen, können Arbeitgeber gleichzeitig ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und ihre Rekrutierungserfolg und die Mitarbeiterbindung verbessern. Wirksame Strategien zur Förderung des Pendlerverkehrs führen dazu, dass Mitarbeiter:innen nicht mehr alleine mit dem Privat-PKW fahren, sondern andere Verkehrsmittel nutzen:
Aktive Mobilität
Unter aktiver Mobilität versteht man zu Fuß Gehen und Radfahren. Pendler:innen profitieren von aktiver Mobilität sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht. Außerdem werden dadurch Autos dem Verkehr entzogen, was zu einer Entlastung des lokalen Verkehrs führt und die Emissionen reduziert.
Mitfahrgelegenheiten
Wie aktive Mobilität haben Fahrgemeinschaften Vorteile für die Umwelt, da Emissionen und Staus reduziert werden. Pendler:innen in Fahrgemeinschaften erleben zudem ein soziales Miteinander, welches oft eine willkommene Abwechslung zur Isolation bei Solo-PKW-Fahrten darstellt.
Öffentlicher Verkehr
Menschen, die Bus und Bahn nutzen, vermeiden den Stress, der vom Autofahren und den damit verbundenen Wartezeiten in Staus verursacht wird. Außerdem reduzieren sie ihre Kosten beträchtlich. Weiters können sie während der Fahrt unterhaltsamen oder produktiven Tätigkeiten nachgehen, was die Pendelzeit viel erträglicher werden lässt.
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